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26. September 2017 Reförmchen, Teil II

Ãœber die Willkommenskultur zu Hygge und postfaktisch

Es sind nüchterne Zahlen, hinter denen sich bei genauem Hinsehen so manche Kuriosität versteckt. Doch zunächst die Fakten: Im Jahr 1880 mit 27.000 Wörtern in seiner Urfassung gestartet, ist der aktuelle Duden in der 27. Auflage 145.00 Stichwörter stark. Darunter tummeln sich 5.000 neue Wörter und die ein oder andere neue Regelung.

Wie kommen die Wörter in den Duden – und wie wieder heraus?

Kriterien für die Neuaufnahme von Wörtern sind unter anderem die Häufigkeit der Nutzung und das Vorkommen in unterschiedlichen Textsorten. Dass die Erhebung und Umsetzung dieser Kriterien mitunter nicht nachvollziehbar sei, ist bereits vielfach kritisiert worden: zu viel Zeitgeist fließe hier ein, es schwirre vor Eintagsfliegen, Anglizismen und Modewörtern, die nach kurzer Zeit niemand mehr verwende (so meldeten Lifestyle-Magazine für Wohntrends bereits Anfang 2017, dass die gemütlich-dänische „Hygge“-Welle von der schwedischen Nachbar-Philosophie „Lagom“ abgelöst werde. Nichtsdestotrotz hat es Hygge unter die neuen Stichwörter geschafft). Solchen Stürmen und Diskursen der Entrüstung muss ein amtliches Regelwerk, dass im Schnitt alle drei bis fünf Jahre  mit einer Neuauflage daherkommt, aber wohl standhalten können.
Dem Rotstift im Wortsinne zum Opfer gefallen sind einige Wörter und Schreibweisen, an die wir uns mit der letzten 26. Auflage erst mühsam gewöhnen sollten. Da sie sich aber weder im allgemeinen Sprachgebrauch (s. o. Exkurs: Modewörter) noch in der empfohlenen Schreibweise, vor allem bei Fremdwörtern, durchgesetzt haben, besteht für sie heute keine weitere Verwendung. So gibt es kein Ketschup und keine Majonäse mehr, auch die Anschovis, der Grislibär, das Kollier und der Wandalismus mussten neben anderen weichen.

Ganz in Gelb – Duden empfiehlt

Überhaupt: Für Rechtschreib-Zaudernde hält auch der neue Duden weiter alternative Schreibweisen vor – gelb hinterlegt sind die empfohlenen Schreibungen, sodass die Möglichkeit besteht, bei zwei möglichen erlaubten Optionen zumindest eine richtige davon zu treffen. Bei anderen Neuerungen aber versteht der Duden keinen Spaß. Denn hier geht es tatsächlich nicht nur um die neuen Wörter, sondern auch um deren richtige Schreibung. Während so mancher auch nach Jahren noch mit den Regularien der letzten großen Rechtschreibreform von 1996 und ihren Nach-Reformen zu kämpfen hat, sind die Änderungen jetzt deutlich moderater.

Was genau hat sich verändert?

Neben der Einführung des großen Eszett und den oben bereits angesprochenen Änderungen im Wörterverzeichnis, was Fremdwörter betrifft, ist es vor allem die Änderung zur Groß- und Kleinschreibung von Adjektiven in festen Verbindungen – ein sowieso schon heikles Thema, bei dem es nun zwischen Kleinschreibung, Großschreibung und Wahlfreiheit zu unterscheiden gilt. Ein eigener Blogpost zum Thema macht Sie mit den Feinheiten dieser neuen Regelungen vertraut.

Übrigens: Wer einfach einmal so und ohne besonderen Anlass durch den Duden blättert (was durchaus vorkommen kann), der stolpert vielleicht über das eine oder andere Wort, von dessen Existenz er bisher gar nichts wusste. Oder kannten Sie die Mandatarin, Nuuk oder den Growian?

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